Liebesgedichte aus dem Orient V

Lobpreisung

Das Glänzen deiner großen Augen ist
Dem Meere zu vergleichen, das am Strande
Ägyptens schimmert, deine langen Haare
Sind wie die Wogen, die der Wind bewegt.
Du übertriffst an Schlankheit noch die Rebe,
An Üppigkeit den Paradiesesapfel.
Du bist noch strahlender als die großen
Armenischen roten Rosen, die die Welt
Mit ihrem märchenhaften Duft erfüllen.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Der Neidische

Du Tochter edler Eltern, zarte Knospe
Aus Gold, du schlankgewachsner Palmbaum du!
Dein Atem weht gleich einer Weihrauchwolke,
Dein Haar hängt voll herab, so wie die Trauben
Mit üppigem Gedräng am Weinstock hängen,
Geringelt fällt dein Haar und riecht nach Mandeln,
Dein Mund ist klein und rund wie eine Pflaume,
Spielzeug der Liebe du, - o wie beneid ich
Den Mann, der deine Schönheit pflücken darf!

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Ihre Augen

Viel schöne Frauen wandern durch die Welt,
Doch keine, die so strahlend ist wie du.
Du bist so hold, daß selbst die Königin
Ägyptens nicht an deine Schönheit reicht.
Die Brauen unter deiner weißen Stirne
Sind hoch gewölbt wie Bogen einer Kirche,
Und deine Augen sind die ewigen Lampen,
Die, in den Bogen hängend, himmlisch glühn.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Die Schönste

O du Geliebte mit dem Munde wie
Granat- und Mandelblüten! Meine Blume!
Du gleichst der hundertblätterigen Rose,
Nie schenkte eine Mutter dieser Welt
Ein Menschenkind, das dir an Schönheit gleicht.
Es ähneln deine Lippen der Limone:
Sie schaffen Durst und Hunger. Deine Stimme
Ist wie die Stimme einer Nachtigall,
Die ganz berauscht das Lob des Frühlings singt.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Die Wunder der Geliebten

Ich liebe dein entzückendes Gesicht,
Daneben sich der Mond verstecken muß
Wie eine Sklavin vor dem Glanz der Herrin.

Ich habe Sehnsucht deine feinen Lippen
Zu küssen, neben deren süßem Zauber
Die Süßigkeit des Zuckers bitter scheint.

Des Meeres Wogen sind nicht so gewölbt
Wie deine schwarzen Brauen, die gar herrlich
Gebogen üben deinen Augen stehn.

Und deinen roten Mund vergleiche ich
Mit einer kleinen, edeln Flasche, die
Gefüllt ist mit dem feinsten Rosenöl.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Wunsch

Sag, wann, geliebtes Mädchen, werd ich endlich
So glücklich sein, die beiden kleinen zarten
Melonen deines Busens zu besitzen?
Dein Busen gleicht dem Meer, das alle Fieber
Besänftigt; eine kleine wilde Ente
Wünscht ich zu sein, um selig einzutauchen
In deines Busens Meer und dort zu baden
Und um darauf, wenn ich der Flut entstieg,
Im Schatten deiner Augenbrauen zu schlafen.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Lob der Schönheit

Dein Antlitz gleicht dem Monde, deine Haare
Der heiligen Nacht, wie Paradiesesäpfel
Sind deine Schläfen, aber deinen Augen
Entstrahlt ein Glänzen wie vom blauen Meer.
Gleich einem Himmelsbogen wölben sich
Die Brauen deiner Augen, deine Wimpern
Sind Pfeilen gleich, bereit sich in die Herzen
Verliebter zu versenken. Deine Lippen
Glühn wie Rubine, und dein Mund birgt Perlen,
Wie sie der Orient niemals schöner sah.

Nahabed Kutschak (gest. 1592)

Ihre Augen

Deine gewölbten Brauen, o Geliebte,
Sind Paradieseslauben, drunter lächelnd
Die holden Engel deiner Augen wohnen.

Der Glanz, der durch die Welt gebreitet ist,
Geht aus von diesen Engeln, die den Schimmer
Mitbrachten aus der Flur des Paradieses

Hafis (1325-1390)

Liebeshymne

Geliebte, deine großen Mandelaugen
Sind schön wie Huris in dem Garten Eden,
Und deine Wangen gleichen Rosenbeeten

Des Paradieses, - ach, und deine Locken
Verwirren wie ein Zauberwald, daraus
Man nimmer heimwärts findet, alle Welt.

Der Hauch, der deinem schimmernden Mund
entströmt,
Ist ein verklärter Liebeshauch des Jenseits
Und heilt die wilden Qualen meines Herzens.

Die Hügel deiner Brüste sind zwei Felder
Schneeweißer Lilien, darauf ganz matte
Syringenblüten blaue Adern ziehn.

Es schweben deine Füße wie zwei Wesen
Des Feenlandes, die von Erdenschwere
Nichts wissen, über unsern Häuptern hin.

Und deine Seele? Deine zarte Seele
Ist eine Strophe aus dem Blau des Himmels,
Ein wundervoller Vers,den Allah schrieb.

Und meine Seele, diese arme, gänzlich
Zerrüttete? Sie ist ein Opferkraut,
Geworfen in den ungeheuren Brand

Verzückter Liebe. Da verglüht es und
Verduftet und steigt selig auf zum Himmel
Zu Deiner Ehre, Fürstin dieser Welt!

Hafis (1325-1390)

Unwiderstehliche Schönheit

Durch deine schönen Locken werden
Die Heiden und die Glaubensstarken
In gleicher Weise sinnverwirrt.

Die schwachen Seelen stürzen taumelnd
In deiner Wangen holde Grübchen,
Die starken Seelen stürzen nach.

Dein Aug, das von der Schwarzen Kunst
Geschaffen ward, lenkt aus den Wolken
Des Adlers Flug zu sich zurück.

Die zarte Nachtigall, die nicht
Aufsteigen kann in Wolkenfernen,
Ist ganz und gar in deinem Bann.

Hafis vergaß um deinetwillen
Die Morgen- und die Nachtgebete,
Klar ist sein Seelenuntergang!

Hafis (1325-1390)

Deiner Brüste Lilienhügel

Deiner Brüste Lilienhügel
Sind des Hafis schönster Traum.
Um auf diesen mondscheinblassen
Blütenhügeln eine Nacht nur
Auszuruhen, - dafür gäbe
Hafis unbedenklich seiner
Seele Seligkeit dahin.
Ja noch mehr: von seinem Becher,
Seinem vielgeliebten Becher
Nähme er auf ewig Abschied
(Das bedeutet viel, bei Allah!),
Wenn er auf den mondscheinblassen
Lilienhügeln deiner Brüste
Eine Nacht nur ruhen dürfte!

Hafis (1325-1390)

Liebeslied

Deine Lenden, Sulamith,
Sind zwei rosa seidne Kissen,
Drauf ich träume nächtelang.

Deine Lippen, Sulamith,
Sind ein roter Quell des Himmels,
Dran ich trinke nächtelang.

Deine Brüste sind zwei Hügel,
Hügel aus dem Garten Eden,
Drin ich wandle nächtelang.

Deine Auge, Sulamith,
Sind zwei wundervolle Rätsel,
Dran ich rate nächtelang.

Deine Haare, Sulamith,
Sind die Nacht der großen Liebe,
Drin ich gerne sterben will!


Hafis (1325-1390)



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